25.3.14

Melaza, ein kubanischer Fassbinder-Film von Carlos Lechuga

Lechugas Debütfilm erhielt mit seiner stillen Erzählweise den Wettbewerbspreis auf dem 62. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg. 

Zu sehen am 26. Mai in Anwesenheit des Regisseurs auf dem Cuba im Film Festival, Filmforum Frankfurt-Höchst
In Melaza wirft Carlos Lechuga einen Blick auf das Leben einer kleinen Patchwork-Familie auf dem Land. Die Zuckerwerke bieten die ökonomische Grundlage des Dorfes. Geprägt wird der Alltag der Familie durch den Stillstand und die karge materielle Lage. So verlässt die Familie tagsüber ihr Haus, um es an Yamilé (Yaité Ruiz), die professionelle Prostituierte im Dorf, zu vermieten. Die jungen Eheleute verbringen die eigenen intimen Momente in den verlassenen Hallen des Zuckerwerks, das zugleich der einsame Arbeitsplatz von Mónica (Yuliet Cruz) ist und dessen Stillstand sie verwaltet. Doch als die Polizei das nicht genehmigte Mietverhältnis entdeckt und ein Bußgeld verhängt, gerät die Familie unter Druck. Alle Mitglieder gehen an ihr Äußerstes um das Bußgeld aufzutreiben: Die Großmutter (Ana Gloria Buduén) fährt im Rollstuhl durch das Dorf und verkauft Krapfen, Mónicas Ehemann Aldo (Armando Miguel Gómez) vernachlässigt seine Anstellung als Heimatkunde- und Sportlehrer und steigt in den illegalen Fleischhandel ein, die Tochter (Carolina Márquez) schwänzt die Schule und Mónica bestiehlt die Dame deren Haushalt sie nun putzen geht und wird Gelegenheitsprostituierte. Doch dabei verharren alle in ihrer Mittelmäßigkeit, die Katastrophe bleibt aus.

So gar nicht kubanisch

Lechugas Film entbehrt der Verweise auf Klassiker des kubanischen Films. Weder spielt er die üblichen musikalischen Genres ab – obgleich die Liedtexte auf die Gefühlswelten der Figuren einstimmen –, noch kommen humoristische Einlagen, linguistische oder geographische Spezifika zum tragen. Alle Stereotypen bleiben außen vor: Keine talentierten jungen Menschen, kein Yorubakult und auch kein Blick in einen leeren Kühlschrank. Einzig die Zuckerindustrie, Radio Melaza, la más dulce del vial und die ins Absurde gekehrten Bekundungen von Vaterlandsliebe verleihen einen bitteren Lokalkolorit. Stattdessen zitiert Lechuga sich selbst, indem er eine Szene aus seinem zwei Jahre zuvor entstandenen Film Los bañistas (2010) einfügt und zwischen die eher schlichte Handlung Stimmungsbilder setzt, die jedoch für die Handlung nicht von Bedeutung sind. Als typisch kubanisch darf der Film daher nicht gewertet werden, denn die Misere lässt sich auf all jene Orte übertragen, an denen der Anspruch von Recht und Ordnung in der Realität nicht erfüllt werden kann. Tragisch ist nur, dass die Menschen beim Versuch diesem Genüge zu tun, in die Illegalität getrieben werden.

Sex doesn't sell at all

Die Protagonistin Mónica entspricht nicht den gängigen Frauenfiguren im kubanischen Film. Isoliert wirkt sie in diesem Film eher indianisch und könnte auch aus Nicaragua stammen, obgleich sie als Darstellerin in Habana Eva und La película de Ana und Se vende (2012) den Stereotypen nahe steht. Und selbst wenn ihr Körper dem Betrachter dargeboten wird, liegt das Augenmerk eher auf dessen Verletzlichkeit. Bezeichnend hierfür ist jene Szene, in der sie sich in Gegenwart von Mutter und Tochter zurechtmacht und von beiden liebevoll hinsichtlich ihres Outfits beraten wird, um als Prostituierte loszuziehen. Zum Abschied schmiegt sich ihre Tochter noch an ihren Bauch. Die Tochter ist übrigens übergewichtig, auch das wird selten gezeigt. Sex wird lediglich aus der Distanz gezeigt und obgleich das Heim der Familie der Prostituierten als Arbeitsplatz dient, ereignen sich die einzigen beiden Sexszenen in der Werkshalle. Zu Beginn des Films sehen wir das Paar beim Geschlechtsakt aus der Ferne, Eisenträger und Geräte und Unschärfe verstellen den Blick. Die zweite Szene zeigt ausschließlich Mónica wie sie sich entkleidet, den BH fallen lässt und jemandem im Off das Kommando gibt: ¡Dale! Doch Details, Auslassungen und Leerstellen im Film lassen Zweifel darüber aufkommen, ob es tatsächlich zum Koitus mit Márquez (Luis Antonio Gotti), dem Personalchef des Werks, gekommen ist. Von diesem verspricht sich Mónica Geld oder wenigstens eine besser bezahlte Anstellung für ihren Mann. Und da diese Sexszene lediglich im Kopf des Betrachters stattfindet, möchte man den Hergang überprüfen und es ihrem Ehemann gleich tun, der später das zurückgelassene Laken untersucht.

Ein distanzierter Blick und eine eliptische Erzählweise

Bildkompositorisch setzt Lechuga überwiegend auf Totale und Halbtotale, die oftmals gerahmten Szenen sind komplett ausgeleuchtet, die Farben sind immerzu satt, die Kleidung scheint neugekauft. Die eigentliche Misere wirkt immer zugleich sauber und aufgeräumt und kontrastiert zu den anderen notwendigen Alltags- und Arbeitsgeräten, die abgenutzt oder verbraucht sind. Die Einstellungen sind vorwiegend statisch, lediglich zwei subjektive Steadycam-Einstellungen und wenige präzise gesetzte Nahaufnahmen brechen die Distanz, ohne jedoch in die Handlung eingebettet zu sein oder diese zu dynamisieren. Sie bleiben kurze isolierte Szenen – manchmal nur eine Einstellung –, Stimmungsbilder von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit wie lose eingeschoben, zwischen jenen die die Handlung vorantreiben. So geschieht vieles im Verborgenen, die Kamera zeigt lediglich Menschen die gewissenhaft und unerbittlich ihren Tätigkeiten nachgehen: Mónica protokolliert den Zustand der stillstehenden Maschinen, Aldo erteilt auch ohne Wasser seinen Schwimmunterricht, die Polizisten entdecken ein Vergehen und verhängen ein Bußgeld und auch die Angestellte der Bußgeldannahmestelle lässt sich von Mónica nicht erweichen. Eine Schlüsselszene besteht daher im Auswechseln der Glühbirnen durch Mónica. Zu Beginn des Films tauscht sie nach betreten des Hauses beiläufig eine Birne aus. Was man sonst vielleicht selten tut, ist für sie zur Gewohnheit geworden. Sie tauscht das Rotlicht des Bordells gegen das gelbe Licht ihres Heims, die Nacht am Tag gegen den Tag bei Nacht.

26.4.13

La verdad acerca del G2 / Die Wahrheit über das G2


Ozzy O'Donnel und Nick Pedraza, zwei Heavy-Metall Gitarristen haben es auf einer von Reggeaton, Salsa und folklorischen Rhythmen geprägten Karibikinsel nicht leicht. Sie berichten wie sie auf G2 zwei kamen –ja, Kenner haben es bereits erraten, durch das legendäre G3, das Joe Satriani begründet– und welch rauer Wind der kubanischen Rockszene entgegenweht ...
SAMSTAG, 25. Mai 20:30 - Filmforum Höchst
http://www.cubafilm.de/?page_id=7#4

Stop! Die beiden Gitarristen im Bild heißen weder  Ozzy O'Donnel (), noch Nick Pedraza (Dagoberto Pedraja), noch gibt es eine kubanische Rockband namens G2. Doch es existiert eine andere Combo mit talentierten Jungs die auch G2 heißt, selten erwähnt wird und doch stehts in Cuba präsent ist und zuletzt wieder in Venezuela aufgetreten sein soll. Die Hinweise auf das Millieu dem diese Jungs entspringen muss im Film aber akribisch entziffert werden. Hierfür hilft es sich zunächst der Verkettung bestimmter Schlüsselbegriffe, die als rockgeschichtliche Verweise daherkommen, zu bedienen: „Ich kam aus einer radikaleren Band, die Band hieß Jailhouse.“ –„Interessant an Jailhouse ist die Tatsache, dass ein Gitarrist namens Nick Pedraza eine kontinuierliche Karriere machte. Er war bereits Mitglied von Sed DR gewesen.“ Jailhouse hatte Einflüsse vom Heavy-Sound wie Iron Maiden ihn seit Ende der 70er, Anfang der 80er entwickelt hatte. Einfluss auch von Black Sabbath, von Leuten wie Saxxon, die obwohl sie in Kuba kein so bekanntes Phänomen waren, auch Einfluss auf den Gitarristen Nick Pedraza hatten.“ Ozzy berichtet zu Beginn, er habe auch für The Informers gespielt. Berücksichtigt man nun die Bedeutung der aneinander gereihten Bandnamen: G2, Jailhouse, Informers, Sed DR, Iron Maiden ... kommt man der Sache näher. Doch auf die Frage wie Nick und Ozzy auf den Namen G2 kamen, führen sie Gründe an, die belanglos erscheinen mögen und doch zur Nachprüfung einladen:




Was es mit G-2 tatsächlich auf sich hat, wird im Film nicht explizit. Doch die Übertreibungen in denen del Llano sich über die Fähigkeiten seiner Mitglieder äußert, lassen das Blut gefrieren oder in Gelächter ausbrechen.
Erst Alejandro Ríos gibt in seinem Artikel zum Film La verdad acerca del G2 eine Auskunft: "En Cuba, G2 son una siglas que meten miedo pues identifican a la policía política, el Departamento de Seguridad del Estado, que arrastra siniestra fama, sobre todo, desde su cuartel general, Villa Marista, [...]" G-2, die kubanische Staatssicherheit also, dient als Vorwand für das, was Del Llano eigentlich machen möchte: eine Hommage an all die Rockbands auf Cuba.
Und so nutzt del Llano diese Doku-fiktion um durch Dagoberto Pedraja zu sagen: "Quisiera mencionar a Jorge Conde, que fue cantante de Los Kents, de los Walkies, de los Almas Vertiginosas; Jorge Fernández “Pepino”; Carlos [...] Bandas que deben estar en una antología de rock cubano, recuerdo los Thugs, de acá del Vedado, los Almas Vertiginosas de Cayo Hueso, los Kents del Vedado, los Jets del Vedado y Miramar, los Gnomos de 10 de Octubre, los Fariseos, los Nueva Generación… había bandas de rock en todos los barrios. [...] Los Kents eran un grupo que lucían muy americanos, tenían jeans, todos eran rubios, todos eran bonitos… pero el guitarrista era guapo (marginal, bravucón): el Kikuti, que lamentablemente falleció. [...] Auf diese Weise wird del Llanos Dokufiktion auch zu einer Parodie des Genres "Musik-Dokumentarfilm". Das die Amateurfilmer im Filmbeispiels unten realisieren.


Und obwohl außer den beiden Gitarristen sonst keine andere Gruppe im Film zu sehen ist, möchte doch del Llano niemanden auslassen: "Bueno, más para acá en los 80 bueno, Gens, Venus, Metal Oscuro, los Tackson [...]"

10.4.13

Pero la noche de Gretel Marín Palacio

Gretel Marín Palacio

Gretel Marín Palacio, geb. 1989 in Camagüey, Cuba, studierte Regie am Instituto Superior de Arte in Havanna und schloss ihr Studium mit dem Dokumentarfilm Pero la noche ab. Ihr Film wurde auf Festivals gewürdigt und 2012 für das Festival de Cine Latinoamericano de La Habana und für das Festival Latino von Toulouse ausgewählt. Für La Muerte es Sueño erhielt sie auf dem Festival del Movimiento de Video den Preis für das beste Drehbuch und hat ein Masterstudium zum Dokumentarfilm in Frankreich absolviert und dabei den dokumentarischen Kurzfilm El mirto del valle gedreht.

Gretel Marín Palacio, nacida el 2 de enero de 1989 en Camagüey, Cuba, estudió en la Facultad de Medios Audiovisuales del Instituto Superior de Arte de La Habana, en la especialidad de Dirección. Su tesis de graduación constituyó el documental, “Pero la noche”, que obtuvo una Mención en la Categoría de Documental durante la Muestra de Nuevos Realizadores de La Habana y en el Festival de Cortometrajes Cortopolis en Argentina, además de ser seleccionado por el Festival de Cine Latinoamericano de La Habana en 2012 y por el Festival Latino de Toulouse, Francia. Ha presentado sus cortos en diferentes eventos, entre ellos el Festival del Movimiento de Video donde obtuvo un premio al Mejor Guión por “La Muerte es Sueño”. Fue seleccionada por la Universidad Paris 7 Diderot en Francia para pasar un Master 2 en Documental, durante el cual ha realizado un corto documental “El mirto del valle”. 

Pero la noche
ist angelehnt an das Buch Schmutzige Havanna Trilogie von Pedro Juan Gutiérrez. Ihr Film setzt den Roman jedoch als Dokumentarfilm und nicht - wie man erwarten würde - als Spielfilm um. Dafür begab sich Gretel bei Nacht an jene Orte, an denen sie hoffte die Menschen zu treffen, von denen sie annahm, dass jene diese Geschichten tatsächlich erlebten. Sie traf sie jedoch nicht. Stattdessen boten sich ihr Möglichkeiten Menschen aus ihrer näheren aber auch ihre sehr fernen Umgebung zu ihrem Liebesleben und ihrem Verhältnis zu Intimität zu befragen. Die Filmemacherin verschwindet hinter den Personen die mehr oder weniger anonym ihre Erlebnisse und ihr Fühlen schildern.
Ein mutiger Film, der Tabuthemen anspricht mit denen Menschen täglich umgehen und doch in der Öffentlichkeit verleugnen. 

Pero la noche está inspirada en el libro de Pedro Juan Gutiérrez Trilogía sucia de La Habana. Su filme traslada una idea inicial de la novela al documental y no -como se esperaría- a la ficción. Para esto Gretel concurrió de noche los lugares en los cuales esperaba encontrar aquellas personas de las que asumió que realmente vivían aquellos relatos. Sin embargo, no los halló. En lugar de ello se le ofreció la posibilidad de conversar con personas, tanto de su entorno cercano como también muy lejano, sobre la vida amorosa que llevaban y sus inclinaciones con respecto a la intimidad. La cineasta desaparece tras las personas que de forma más o menos anónima revelan sus vivencias y su sentir.
Una película valiente que trata temas tabú con los que las personas tratan a diario y sin embargo niegan públicamente.


Trailer Pero la noche von f620344634

20.3.13

Kendo Monogatari von Fabian Suárez

Fabian Suárez
Fabian Suárez dichtet, schreibt und führt Regie. In seinem Kurzfilm Kendo Monogatari stehen die beiden häufigsten Grundsatzfragen auf Kuba, also: Gehen oder bleiben; das Unmögliche jeden Tag erneut möglich machen oder sich der Realität hingeben, wieder im Raum, oder besser im Friseursalon von Lesbia und Mandy.





Kendo Monogatari auf fb folgen

17.3.13

Eduardo del Llano - Perspectives of present Cuban Cinema

Eduardo del Llano zu Gast an der Uni, am Mo. 27. Mai, 16h,
Uni-Campus Westend, Casino 823 (Festsaal)

Eduardo del Llano ist Schriftsteller, Drehbuchautor bekannter kubanischer Filmproduktionen und selbst auch Filmemacher. Seine Filme behandeln mit viel Wortwitz und auf provokante Weise Aspekte der kubanischen Wirklichkeit. Kommentiert werden diese auf seinem Blog:
http://eduardodelllano.wordpress.com/
Eine Probe seines Humors gibt das Intermezzo auf einer Herrentoilette zwischen der Wahl eines Bürgerkommitees. Eindeutiger könnten die doppeldeutigen Anspielungen nicht zu verstehen gegeben werden. Sein Protagonist Nicanor O'Donnel wird immer wieder Opfer seiner Naivität und Gutmütigkeit in einer Welt in der wir "doch einfach sagen sollten was wir denken, nicht wahr?"
– Aber klar, natürlich Nicanor.
Ein bisschen von ihm steckt in jedem von uns.

Seine neuen Filme Vinci, La verdad acerca del G2 und Casting werden in Frankfurt am Main zum Festival Cuba im Film im Filmforum Höchst zu sehen sein. Eduardo del Llano wird bei der Vorführung  am So. den 26. Mai im Filmforum Höchst zugegen sein.
Darüber hinaus hält er einen Vortrag am Mo. 27. Mai, um 16h auf dem Uni-Campus Westend, Casino 823 (Festsaal)
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Eduardo del Llano es escritor, guionista y cineasta. Sus películas, recargadas de manera casi barrocas de crítica social, tratan aspectos de la realidad cubana de un modo provocador. Vive en España y Cuba.
Una muestra de su humor nos brinda el Intermezzo entre la elección de un comité en un baño de varones. No podrían dar se de entender de un modo más explicitas sus insinuaciones implicitas.
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Im Interview äußert es sich zu seinem Werdegang, seinem Film Vinci und wie er die Perspektiven auf die gegenwärtigen Probleme der Kubaner auf der Insel erlebt.

Das Making-of seiner independent-Produktionen Mont Rouge und High Tech

16.2.13

Ein Radfahrer



12日,新义州,一名朝鲜士兵在沿着鸭绿江边巡逻
12, Sinuiju, eine nordkoreanische Soldaten Patrouille entlang der Fluss Yalu
[Übers. Google Translate], Bilddetail, nachbearbeitet.
12.02.2013 Frankfurter Allgemeinen Zeitung, AFP
Ein ähnliches Bild dieses Soldaten nahe des Grenzortes Sinuiju am Yalu zwischen Nordkorea und China erschien am 12. Februar 2013 auf der Titelseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Bildunterschrift der Tageszeitung suggeriert Aktualität und stellt einen Bezug zum anschließenden Artikel:
"Kurz danach: Ein Grenzsoldat am Yalu, nachdem Pjöngjang seinen dritten Nukleartest unternommen hat"

Hochgerüstet und bitterarm

Der regelmäßige propagandistische Hinweis auf Waffenarsenal und Armut in diesem Land wirft hin und wieder die Frage auf, ob es da nicht auch eine konforme und zufriedene Mittelschicht gibt. Bietet dieses Land außer Arbeitslagern,  Foltergefängnissen und Flüchtlingen nicht auch Bilder eines tristen kleinbürgerlichen Alltags? Ist das verschlossene Nordkorea in seinem Ostrazismus nicht bloß ein miniaturisierter Spiegel der "Westlichen", "Euro-US-imperialistischen" kolonial geprägten "Freien" Welt? Mit seinen Hightech-Zentren, Armenhäusern, Gated Communities, Müllhaldenländern und Atomtestinseln. Zahlenmäßig stellt dieser dritte Atomtest Nordkoreas in Relation zu den Detonationen die sich USA, Frankreich und Russland erlaubten eine Nichtigkeit dar. Wehret den Anfängen heißt es seitens der Atommächte, die ihre Macht nicht teilen wollen. Schließlich leben wir, d.h die Atommächte, heute in einer anderen Zeit. Das "Gleichgewicht des Schreckens" hat bereits im Hinblick auf die Debatte um eine mögliche Eskalation der verbalen Gefechte zwischen Iran und Israel groteske Züge angenommen. Doch Bomben sind teuer und die Entwicklung des Alltäglichen und Menschlichen scheint nicht rentabel für jene Eliten. Im Gegenteil, menschliche Bestrebungen zu unterdrücken oder in gewünschten Bahnen zu lenken ist oft schon teuer genug.

Propaganda

Auf beiden Seiten der Welten zeigt man den Glanz und die Furchen der jeweils anderen nur durch das Brennglas des Teleobjektivs. Doch das Bild das die FAZ unter vielen anderen von AFP vermittelten Bildern gewählt hat, zeigt einen Mann auf einem Damenrad der in die Kamera blickt. Die Uniform und das Gewehr auf dem Rücken weisen ihn erst auf den zweiten Blick als Soldat aus. Der genaue Ort der Aufnahme bleibt offen. Andere Medien nennen den Grenzort, ein spotting-point für Fotografen und Touristen. Eine Aufnahme, die jedoch nicht das Titelbild der FAZ ist, findet sich zwischen einer ganzen Reihe von ähnlichen, eher anekdoktischen Momentaufnahmen. Die Empörung ist auch manch einem fotografierten Soldaten beim Blick ins Teleobjektiv anzusehen: http://cct2.blog.163.com/blog/static/187166045201311493549216/

Emblematische Bilder von Machtbestreben und Radfahrern

Im Peru des Diktators Alberto Fujimori (1991-2001), radelten vereinzelte und nur mit Megafon und Regenbogenfahne bewaffnete Kampagnenhelfer im Propagandafeldzug für einen damals ausichtslosen outsider-Kandidaten durch die Slums um Lima. Die Partei des gegenwärtigen Präsidenten Perus (Ollanta Humala Tasso, seit 2011), dessen militärisch geprägte ethnocaceristische-Partei als faschistoid, rassistisch, national-sozialistisch und homofob galt, hat heute nichts mehr von jenem Bild des einsamen Radfahrers in Armeeuniform mit Fahne des Inkaimperiums und Marschmusik aus dem Megafon.
Auch der damals amtierende Diktator war in einem seiner vielen inszenierten Medienauftritte auf's Rad gestiegen, um die ihrer Krone beraubten Schönheitskönigin Rosa Elvira Cartagena vor ihr Haus zu fahren. Der joviale Diktator in Teenielover-Pose unter dem wohlwollendem Blick des Erzbischofs von Lima Juan Luis Cipriani.

Ein Einzelner, ob Soldat, Polizist, Präsident oder Briefträger auf einem Fahrrad kommuniziert Harmlosigkeit, Volksnähe und eine gewisse Lässigkeit und kann als Sympathieträger betrachtet werden: Ökologisch, ökonomisch, einfach, unprätentiös, aber mit vollem Körpereinsatz bei der Sache.

Soldat mit Gewehr auf Damenrad mit Korb

Quelle: http://b-43.blogspot.de/2010/02/its-that-time-again.html
 Kommentar: "I know cycling can be a dangerous sport, but our
boys in the desert have taken it to a whole new level. With 100
pounds of
gear, no wonder the back tire is flat. Maybe that’s why
the kids are laughing. Or maybe they’re crying because he just 

 traded them a crappy Hummer for that nice bike. Who knows."
Zugriff: 17.02.2013
Das Bild aus Nordkorea lässt sich dem Bild eines US-Soldaten im Einsatz und in voller Montur gegenüberstellen. Obgleich in Augenhöhe, bleibt der Augenkontakt durch die Sonnenbrille verwehrt. Das  Herrenrad widerspricht dem  martialisch-maskulinen Charakter nicht, wie im Bild am Grenzort. Der Bildkommentar enthält Spott und zeugt von einer vielleicht komischen Szene und erzeugt Ausgelassenheit beim Betrachten des Bildes, der Reifendruck des Hinterrades scheint zu niedrig, bzw. Soldat in Montur zu schwer.
Grenzsoldaten und -polizisten könnten ihn ihrer eher passiven Aufgabe -also warten bis ein Sensor anschlägt um auszurücken und nachzusehen- auch als eher "feminin" oder weniger "männlich" betrachtet werden, als jene die auf Patroullie in Feindesland ihren Mann radeln.
(Mark Ralston/AFP/Getty Images)
Quelle: http://www.theepochtimes.com/ 
A North Korean soldier rides a bike beside
a river crossing on the Yalu River near the
North Korean town of Sinuiju after the country
conducted it's third nuclear test on Feb.
12, 2013.



So könnte man meinen, das Bild des radfahrenden Grenzsoldaten verharmlose die technologische und logistische Leistung eines argwöhnisch beobachteten und isolierten Landes. Gerade Letzteres scheint im Zeitungsbild evident. Als ob der isolierte Soldat der Welt ins Auge blicke und seine spartanische und gar weibische Ausstattung – das Damenrad mit Korb und Kettenschutz stehen in krassem Gegensatz zum Rad des US-Soldaten – die technologische Macht, die jenseits des Blicks liegt, überdecke. Sein primitives Vehikel bekräftigt zugleich einen eisernen Willen und ökonomische Unterlegenheit. Doch das gewählte Bild ist eines unter vielen anderen. Das oben Gezeigte ist ein Ausschnitt aus einem anderen Bild. Der Weg des Radfahrers ist von Bäumen gesäumt, in diesen Bildern wirkt er eher in eine reale Umgebung eingebunden.
http://www.princecruisehalong.com/photos/halong9.htm
Das selbe Sujet aus Vietnam – zwei Polizisten oder Soldaten auf dem Rad – wird im sommerlichen urbanen Kontext als idyllischer Moment gepriesen. Die Fotografierten lächeln, was immer dies im vietnamesischen Kontext bedeuten mag, wirkt auf Langnasen aus dem Westen sympathisch.


Foto: Kim Jae-Hwan/AFP/Getty Images
An official with the Korea Meteorological
Administration shows a seismic image of a
tremor caused by North Korea's nuclear
test, in Seoul on Tuesday.
Das Bild des tatsächlichen Ereignisses und seinen Folgen bleibt verborgen, unsichtbar aber messbar. Doch weder die Bilder von Seismographenkurven, noch Satellitenfotos, noch Bilder von Messungen radioaktiver Strahlung können diese politische Inszenierung besser ausdrücken als jener Radfahrer, haben doc die Technobilder in der Öffentlichkeit nach dem zweiten Irak-Krieg (Colin Powel präsentierte Satellitenaufnahmen vermeindlicher Stellungen von ) an Glaubhaftigkeit eingebüßt.




Nordkorea im ewigen Winter

Foto: AFP
Das Satellitenbild zeigt den Ort des
nordkoreanischen Atomtests, das
Gelände
Punggye Ri im Norden des Landes
Die betonte ökologische Verträglichkeit dieses Versuchs seitens der nordkoreanischen Machthaber lässt die Bombe wieder als das erscheinen was sie im Krieg gegen Japan sein sollte: die saubere, ökonomischere und unkompliziertere Lösung.
Die Bilder aus Nordkorea besitzen in ihrem Licht etwas repetitives und evozieren den nuklearen Winter, in dem kaum Schnee fällt, die Sonne durch den immerzu dünn bewölkten Himmel dringt und jeglich Orientierung an den Gestirnen verloren scheint. Frühlingshafte bunte Blüten treiben nur die staatlichen Propandabilder, auf beiden Seiten der Welten.

30.1.13

Historia del Arte Peruano / Eine Kunstgeschichte Perus oder eher eine peruanische Kunstgeschichte?


Respuesta a David Flores-Hora en:

La Historia nos juzgará

Sin duda, la academia peruana no ha impulsado el arte contemporáneo en el momento preciso como se esperaría. Pero tampoco es su tarea. La objetividad y la capacidad crítica se pierden en el momento en que pretendemos lanzar algo. Un curador presenta sobre todo una temática y define un discurso. Esto entra en contradicción con una postura crítca. ¿Qué valor tiene entonces la historia que escribe éste? No será acaso que escribe más bien para una de las historias del arte?
De allí que, me atrevería a decir ahora, siempre habrá un desfase temporal de por lo menos 10 años en el ámbito académico con respecto al arte contemporáneo. Quejarse de la esterilidad del ámbito académico tampoco tendría lugar, puesto que sus frutos se cosechas casi siempre mucho después.

Hoy habría que ver qué apreciación tienen los impulsadores del arte de entonces con respecto a lo que propusieron. Y qué impacto tuvo y qué artistas siguieron produciendo, aún sin contar con la consideración de curadores, críticos y comentaristas. ¿Cómo se dispuso de los espacios disponibles?

Las Bienales tuvieron también el propósito insertar el artworld peruano en el mercado del arte internacional. Si alguien sabe de un estudio sobre hasta qué punto y para qué empresas esto haya resultado beneficioso, es decir, haya permitido su supervivencia en el mercado local, coméntadmelo. El hecho es que las estrategias de los agentes en el ámbito se dinamizaron o cambiaron radicalmente.

Emergencia artística - Arte en Emergencia

La exposición "Subversive Practices" en el Badenwürtembergischer Kunstverein en Stuttgart, Alemania presentó una muestra de las obras contemporáneas que pertenecen hoy al canon de las vanguardias peruanas.

Vease lo que se público en inglés y el índice del catálogo en alemán:
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